Ausbildung mit 42

Für einen beruflichen Neuanfang ist es nie zu spät. Auch wer über 40 ist, kann noch mal in die Rolle des Auszubildenden schlüpfen. Sehr leicht ist es jedoch nicht, wie der Fall des Markus Arnold beweist.

Er zählte zu den ältesten Azubis in der Oberpfalz. Markus Arnold, heute 44 Jahre alt, hatte sich nach mehr als 25-jähriger Berufstätigkeit zu einem kompletten beruflichen Neuanfang entschlossen. Der Plan ging auf. Vor wenigen Wochen schloss der Weidener mit Erfolg seine Ausbildung zur "Fachkraft für Lagerlogistik" ab und bestand die IHK-Prüfung mit der Gesamtnote von 2,5.
"Bis zur Rente?"
"Was soll ich bis zu meiner Rente machen?", hatte der gelernte Bäcker und langjährige Lkw-Kraftfahrer vor über zwei Jahren gefragt. Seinem Arbeitgeber, einem Transportunternehmen waren die Aufträge weggebrochen, der damals 42-jährige Arnold wurde entlassen. Monate der Arbeitslosigkeit folgten. Da kam ihm die Idee nochmals eine Berufsausbildung zu absolvieren. "Im Internet habe ich Betriebe gesucht, die freie Ausbildungsplätze anbieten." Mehrere Bewerbungen gab er ab, bei der Feuerverzinkerei Einhäupl in Weiden klappte es schließlich.

"Ich bin bei der Besetzung meiner Ausbildungsstellen schon immer gerne unkonventionelle Wege gegangen", sagt Unternehmer Franz-Josef Einhäupl, bei dem kürzlich auch ein junger Asylbewerber begann. "Wir haben die Einstellung des Herrn Arnold nie bereut", berichtet Ausbilder Markus Leiß, der Arnold während der vergangenen zwei Jahre betreute. Leiß lobt Arnolds Motivation. Außerdem habe er noch eine Stärke: In der Lagerlogistik sei der Ordnungssinn wichtig, der bei vielen Auszubildenden kurz nach Ende der Schulzeit noch nicht so ausgeprägt sei. Einhäupl schließt sich dem Lob an und sieht "neue Ideen in älterem Gewand" in den Betrieb gebracht. Leicht war es für Arnold trotzdem nicht immer. Im Gegenteil: Die Ausbildung sei sehr belastend gewesen und sein 17-jähriger Sohn habe ihm beim Lernen helfen müssen. Vater und Sohn fuhren sogar gemeinsam zum Blockunterricht in die für sie zuständige Berufsschule nach Regensburg. Der Filius absolviert dort derzeit eine Ausbildung als Speditionskaufmann.
Vor allem Mathe happig
"Vor allem Mathe fiel mir am schwersten", gesteht Markus Arnold. Auch vor den EDV-Prüfungen habe er viel Angst gehabt. Schließlich musste er auch in zwei Jahren das Gesamtpensum einer im Normalfall dreijährigen Ausbildung bewältigen. In der Berufsschule sei er neben 16-Jährigen gesessen und habe oft von Lehrern Unterricht bekommen, die ebenfalls jünger waren als er. Einer der jungen Mitschüler habe ihn am ersten Tag gefragt: "Sind Sie unser neuer Lehrer?"

Große Hilfe sei auch von der Arbeitsagentur Weiden gekommen, erzählt Arnold. Sie habe ihm Fördermöglichkeiten gezeigt und die Ausbildungsvergütung des Betriebs aufgestockt. Es hat sich offenbar gelohnt. Arnold ist inzwischen fest übernommen. Und er werde, bestätigt Chef Einhäupl, auf seinem neuen Arbeitsplatz auch dringend benötigt.

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